So organisieren Sie den barrierefreien Umbau

© 06/2024 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG / Jörg Stroisch

Was Sie in diesem Artikel lernen

  • WasSie bei der Planung einer barrierefreien Immobilie beachten sollten
  • Wie Sie die Kosten-Nutzen-Analyse beim barrierefreien Umbau angehen können
  • Wie sich der demografische Wandel entwickelt

  • Wie Sie einen barrierefreien Umbau finanzieren können und welche Fördermittel es gibt
  • Wie Barrierefreiheit definiert ist

 

Einleitung

Mit der Barrierefreiheit Ihrer Immobilie investieren Sie in die Zukunft, denn der Bedarf daran wächst. Und Sie können zudem unterschiedliche Unterstützungsprogramme in Anspruch nehmen.

So planen Sie eine barrierefreie Immobilie

Barrierefreiheit ist ein Trendthema, aber dennoch empfinden es viele Menschen als sehr stigmatisierend. Völlig zu Unrecht, denn ein barrierefreies Bad muss längst nicht mehr den Charme eines Krankenhauses haben. Aber: Der Umbau zur Barrierefreiheit ist durchaus ein komplexes Unterfangen – ein Überblick:

  • Abstimmung: Beim eigenen Haus haben Sie es natürlich komplett selbst in der Hand, was Sie genau machen wollen. Bei einer Eigentumswohnung hingegen bestimmt die Gemeinschaft mit. Aber auch hier gibt es sicherlich Kompromisse, die einfach das tägliche Leben in der Wohnung altersgerecht angenehmer machen.
  • Konkrete Maßnahmen planen: Es gibt beinahe unendlich viele Möglichkeiten, eine Immobilie barrierefrei umzubauen. Eine gute Orientierung bietet hierfür die DIN 18040. Zwar ist der direkte Bezug recht teuer, aber es gibt diverse Websites, die über die Rahmenbedingungen schreiben. Die DIN ist insofern interessant, weil Sie diese ganz einfach auch zur Grundlage der Verhandlung mit Handwerkern machen können. Sie sollten dabei immer ganzheitlich denken: Das schöne, neue ebenerdige Bad bringt Ihnen oder anderen gar nichts, wenn der Zugang zur Wohnung für Menschen mit Handicap beschwerlich oder gar unmöglich ist. Ein häufiges Beispiel: Zwar ist die Wohnung im Mehrfamilienhaus barrierefrei eingerichtet. Aber vor dem Hauseingang ist eine hohe Treppe. Neben dem Klassiker Bad gibt es viele andere Aspekte, die eine Rolle spielen, zum Beispiel die Beleuchtung, die Breite der Türen, ein Treppenlift oder Aufzug. Auch das Smart Home bietet zahlreiche Möglichkeiten der Komfortsteigerung.
  • Beratung nutzen: Lassen Sie sich besser vor einer Maßnahme umfassend beraten. Es gibt viele Institutionen und Personen, die rund um die Barrierefreiheit  beraten. Das können spezialisierte Handwerker sein oder auch freie Berater, die sich weitergebildet haben. Schauen Sie sich genau an, wie aussagekräftig ein eventuell vorhandenes Zertifikat ist. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e. V. stellt zum Beispiel Kontakte zur Verfügung. 
  • Angebote einholen: Angenommen, Sie wollen ein Bad barrierefrei gestalten, dann sind schon hier die Möglichkeiten unendlich. Das fängt bei der Fliesenwahl an und hört noch lange nicht bei speziellen Griffen auf. Auch deshalb ist es gut, wenn Sie mehrere Angebote einholen, um die möglichen Maßnahmen  miteinander zu vergleichen. Und natürlich sollten Sie auch den Preis vergleichen. Achten Sie aber ebenso auf Qualität. So ist zum Beispiel die Mitgliedschaft in einer Innung ein Indiz für einen guten Handwerker, denn hier werden längst nicht alle aufgenommen. Je nach Gewerk arbeiten unterschiedliche Handwerker an Ihrem Projekt. Auch deshalb kann es sinnvoll sein, die Baubetreuung in versierte Hände zu geben, also einen Architekten zu beauftragen.

Gerade das Nachrüsten von Aufzügen, Treppenliften oder auch nur ebenerdigen Zugängen sorgt immer wieder für Probleme. Zum einen sind möglicherweise andere Wohnungseigentümer davon nicht begeistert – informieren Sie sich hier genau, was Sie auch ohne Zustimmung der  Wohngemeinschaft umsetzen dürfen. Zum anderen ist es auch oft eine Platzfrage: Ein Aufzug lässt sich nicht ohne Weiteres immer nachträglich installieren. Und schließlich ist das alles auch ganz schön teuer, nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt. Planen Sie für ein solches Projekt deshalb ausreichend Zeit ein.
 

Kosten-Nutzen-Analyse zur Barrierefreiheit

Warum es genau für Sie attraktiv sein kann, Ihre Immobilie barrierefrei umbauen, hängt auch von Ihnen ab: 

  • Vermietete Immobilien: Als Vermieter machen Sie Ihre Immobilie durch einen barrierefreien Umbau attraktiv für eine ältere Zielgruppe. Rein demografisch nimmt diese an Bedeutung zu. Gleichzeitig gibt es zu wenig altersgerechte und barrierefreie Immobilien. Zudem gelten Senioren als beständige und gute Mieter. Sie setzen also mit dem Umbau auf ein attraktives Marktsegment.
  • Selbstgenutzte Immobilie: Wenn Sie die Immobilie selbst bewohnen, ermöglichen Sie durch einen Umbau einen längeren Verbleib in den eigenen vier Wänden. Einen alten Baum verpflanzt man nicht, sagt ein altes Sprichwort. Sofern Sie die Barrierefreiheit auch ohne akutes Bedürfnis bei ohnehin anstehenden Renovierungen mitdenken, sind die Mehrkosten recht gering.
     

Finanzierung des Umbaus zum barrierefreien Wohnen

Der demografische Wandel wurde von der Politik als wichtiges Handlungsfeld erkannt. Da der Umbau und Neubau teuer sein kann, es aber gleichzeitig im Bestand zu wenig barrierefreie Wohnungen gibt, werden unterschiedliche Förderprogramme angeboten. 

  • KfW-Programme: Die KfW-Bank bietet für den altersgerechten Umbau verschiedene Förderprogramme an. Das kann ein zinsgünstiges Darlehen sein oder auch ein Investitionszuschuss. Gut an diesen Darlehen: Sie begnügen sich mit einem hinteren Rang im Grundbuch und lassen sich somit gut mit einem Bankdarlehen kombinieren. Ohnehin lassen sie sich nur mithilfe eines Finanzierungsberaters beantragen.
  • Beratung zur Finanzierung: Die KfW-Darlehen werden ohnehin direkt von Ihrer Hausbank bearbeitet. Gerade bei aufwändigeren Sanierungen ist ein zusätzliches Bankdarlehen zur Baufinanzierung notwendig. Lassen Sie sich hierzu beraten.
  • Programme der Bundesländer: Außerdem haben die verschiedenen Bundesländer sehr unterschiedliche Programme aufgelegt, mit denen auch der barrierefreie Umbau oder Neubau gefördert wird, in der Regel im Rahmen des allgemeinen Wohnraumfördergesetzes. Teilnahmevoraussetzung für diese Programme sind zum Beispiel bestimmte Einkommensgrenzen. Manche Bundesländer bieten zudem über ihre Investitionsbanken spezielle Programme zur Barrierefreiheit.
  • Zuschüsse der Pflegeversicherung: Oftmals vergessen wird, dass auch die gesetzliche Pflegeversicherung Betroffenen Zuschüsse gewährt. Sie sind abhängig von der Genehmigung einer Pflegestufe und sollen generell die Pflege im häuslichen Bereich erleichtern. Der Antrag wird bei den zuständigen gesetzlichen Krankenkassen gestellt. Gesetzliche Grundlage für den Zuschuss ist § 40 11. Sozialgesetzbuch (SGB). Der Zuschuss pro wohnraumverbessernder Maßnahme beläuft sich für die Pflegestufen 0 (mit Demenz), I, II und III auf 4.000 Euro. Bei mehreren zusammenwohnenden Anspruchsberechtigten kann sich dieser Betrag erhöhen.

Alle Kreditprogramme müssen vor der Durchführung der eigentlichen Maßnahme beantragt und genehmigt werden. Entsprechend eignen Sie sich gerade nicht für den akuten Notfall. Im Gegenteil: Viel sinnvoller ist es für Sie, das Thema Barrierefreiheit generell bei einer geplanten Umbaumaßnahme anzusprechen.
 

Definition: Barrierefreiheit

Recht verwirrend können die verschiedenen Begriffe rund um die Barrierefreiheit sein: „Zugänglich“, „barrierefrei“ und „barrierefrei nutzbar“ können etwas völlig unterschiedliches bedeuten. Eine gute Orientierung bietet sicherlich die DIN-18040-2, in der definiert ist, was barrierefreie Bauausführungen sind. Allerdings: Sie sollten sie nicht als einzige Infoquelle nutzen. Experimentieren Sie mit Grundrissen und auch mit konkreten Situationen. Ist der Toilettenpapierhalter tatsächlich noch gut zu erreichen, wenn mit einem Rollstuhl die Toilette genutzt wird? Sind die Griffe in der Dusche wirklich sinnig angebracht? Es gibt eine unendlich lange Liste von fehlgeleiteten Maßnahmen, weil ein Architekt sich bei den Planungen ausschließlich auf die DIN verlassen hat, nicht aber die Zielgruppe seiner Maßnahmen mit einbezogen hat. Dann sind barrierefreie Umbaumaßnahmen zwar auf dem Papier erfolgt, aber unnütz und teuer. Das kommt leider ziemlich häufig vor, da die höheren Standards der Barrierefreiheit nicht zum normalen Handlungskanon vieler Architekten und Handwerkern gehören.

Praxistipp

Natürlich ist es viel sinniger, einen barrierefreien Umbau dann vorzunehmen, wenn ohnehin eine umfassende Renovierung Ihrer Immobilie ansteht. Planen Sie hier gleich für die Zukunft voraus. Eventuell können Sie zum Beispiel im Bad schon einmal Verankerungen einplanen, an denen später ohne Probleme Griffe angebracht werden können. Die bodenebene Dusche ist ja ohnehin "in", nicht nur bei betagten Personen.

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