Ihr eigenes Haus wollen Sie auch mit Ihren eigenen Händen bauen? Zumindest teilweise ist das möglich - und hilft auch bei der Finanzierung.
Die sogenannte Eigenleistung bei der Baufinanzierung - landläufig auch Muskelhypothek genannt - bezeichnet den Teil der Finanzierung, den Sie durch Ihre eigene Arbeit oder die Ihrer Freunde sicherstellen. Das Schöne: Die Eigenleistung reduziert die Finanzierungssumme. Sie hat aber auch ihre Tücken.
Tipps rund um die Eigenleistung
Manchmal lassen die Kräfte auf der Baustelle schneller nach als gedacht: Das ist mit Abstand das größte Risiko rund um die Eigenleistung. In der Finanzierung Ihrer Immobilie hat sie aber auch diverse Vorteile - ein Überblick:
- Zinsersparnis: Die Eigenleistung fließt quasi wie Eigenkapital in die Baufinanzierung ein. Das heißt, um diesen Betrag reduziert sich die Finanzierungssumme und somit auch die Zinsbelastung.
- Grundsteuerersparnis: Ein Vorteil der Eigenleistung ist, dass sich um diesen Betrag die Baukosten mindern. Entsprechend sinkt auch die Grunderwerbssteuer um diesen Betrag.
- Nicht abschreibefähig: Sollten Sie allerdings Ihre Immobilie vermieten wollen, gibt es auch einen steuerlichen Nachteil: Die Eigenleistung zählt nämlich nicht zu den Herstellungskosten und kann entsprechend auch nicht abgeschrieben werden.
- Nur eine bestimmte Höhe: Sofern Sie ein handwerklich ungelernter Bauherr sind, wird Ihre Bank die Eigenleistung nicht in beliebiger Höhe taxieren, sondern zum Beispiel mit 5.000 Euro beziffern. Und auch, wenn Sie Helfer einsetzen, gibt es ein paar Formalien zu beachten, um diesen Betrag zu erhöhen: Es muss zum Beispiel genau aufgelistet werden, welche handwerkliche Qualifikation sie besitzen.
- Unfallgefahr: Werden Helfer auf der Baustelle eingesetzt, dann müssen Sie diese über die Bauberufsgenossenschaft anmelden. Das ist recht teuer. Und: Sie sollten auch bei einer möglichen Bezahlung aufpassen: Es besteht die Gefahr von Schwarzarbeit.
- Nur bestimmte Arbeiten: Elektroarbeiten sollten Sie immer einen Experten ausführen lassen, auch auf dem Dach sollten Sie besser nicht selbst herumturnen. Es muss Ihnen klar sein: Arbeiten am Bau birgt auf jeden Fall eine bestimmte Unfallgefahr. Und Pfusch am Bau aufgrund von Unwissenheit ist an manchen Stellen fatal. Und es ist auch eine Haftungsfrage: Nachfolgende Gewerke sehen naturgemäß die Ursache für einen Baumangel gerne in dem vorliegenden Gewerk - und haben da bei der Arbeit eines ungelernten Bauherren auch eine gute Argumentationsgrundlage.
- Eigene Kräfte einschätzen: Wenn die zarten Akademikerhände nach zwei Stunden Aushubarbeiten Schwielen tragen, wird das erste Mal klar: Die Arbeit auf dem Bau ist echt hart! Deshalb: Überschätzen Sie Ihre Kräfte nicht! Es sind schon viele Bauherren genau daran gescheitert, dass sie ihre eigenen Kräfte einfach falsch eingeschätzt haben.
- Bauzeitenkritisch: Die körperliche Überlastung kann auch ein Grund sein, warum die Eigenleistung nicht fristgerecht fertiggestellt werden kann. Dann geraten aber womöglich nachfolgende Gewerke in Verzug - was zu einer Bauzeitverzögerung führen kann, die am Ende womöglich wesentlich teurer ist, als die eingesparten Zinsen. Auch deshalb sollten Sie Ihre Muskeln lieber für Arbeiten einsetzen, die nicht allzu viele nachfolgende Gewerke in Bedrängnis bringen, beispielsweise für das Tapezieren oder für Gartenarbeiten.
Sie haben auch einen Vollzeitjob? Alleine durch die Beaufsichtigung der Baustelle haben Sie für etwa neun Monate sowieso schon einen zweiten Teilzeitjob. Und wenn Sie dann auch noch jede weitere freie Minute in tatsächliche Eigenleistung investieren, dann kann das schnell zu einer Überforderung führen.